The Handmaid's Tale ist eine der großen Serienüberraschungen des letzten Jahres. Die wenigsten hatten den Geheimtipp zur Premiere auf dem Radar. Nachdem es dann aber acht Emmys und zwei Golden Globes regnete, war die Serienadaption von Margaret Atwoods gleichnamigen Roman in aller Munde. Die düstere Dystopie fesselt und verstört gleichermaßen mit Themen und Szenen, die in einer nicht allzu unmöglichen Zukunft auch bei uns vorstellbar wären. Gesellschaftliche und sexuelle Selbstbestimmtheit gibt es nicht mehr, jedes Abweichen vom System wird hart bestraft. Der Großteil der Bevölkerung wird von der privilegierten Schicht als Bedienstete versklavt und bei Bedarf aussortiert. Dabei werden menschlicher Fanatismus und seine Abgründe in wunderschöne, ästhetische Bilder gekleidet - ein Zwiespalt, der berührt und zum Nachdenken zwingt.
In der ersten Staffel haben wir Desfred, eine gefangengenommene Magd, kennengelernt und sind ihr bis zum emotionalen Cliffhanger in der letzten Episode gefolgt, der uns nachhaltig zitternd zurückließ. Am 2. August startet nun die zweite Staffel „The Handmaid's Tale” auf EntertainTV.
Was bisher geschah...[]
Desfred wurde von heute auf morgen ihr altes Leben, ja sogar ihr Name, genommen. Früher hieß die junge Mutter noch June und lebte zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter, bis eines Tages nach eskalierenden Unruhen eine religiös-fanatische Gruppierung namens Die Söhne von Jakob die US-Regierung stürzte. Die bisherige soziale Ordnung wurde verworfen und im neu gegründeten Staat Gilead dient nahezu die gesamte Bevölkerung den wenigen privilegierten Menschen an der Spitze. Desfred ist eine der wenigen noch fruchtbaren Frauen in der Bevölkerung und wird als Magd in das Haus der Familie Waterford geschickt, wo sie in Gefangenschaft als Leihmutter das Kind des Commanders austragen soll. Sie und die anderen Mägde haben keinerlei Rechte, werden wie Sklaven behandelt und bei Regelverstoß bestraft - bis hin zur Todesstrafe. Desfred trifft schließlich auf ihre alte Studienfreundin Moira, welche ebenfalls als Magd dient, dann aber über Umwege und eine schreckliche Zeit ans Zwangsprostituierte, nach Kanada fliehen kann. Später erfährt Desfred, dass auch ihrem Mann die Flucht dorthin gelang. Zudem bekommt sie Kontakt zu Rebellenorganisation „Mayday” muss aber auch schmerzlich mit ansehen, was mit Aufständischen passiert.
Zudem befindet sich ein Spion Gileads in ihrem Haus und beobachtet jeden ihrer Schritte... Doch der feste Glauben daran, ihre Tochter Hannah irgendwann wieder in ihre Arme schließen zu können, lässt Desfred am Leben festhalten und psychologischen Terror, körperliche Strafen und sexuellen Missbrauch immer wieder aufs Neue überstehen. In einer der letzten Szenen sehen wir die schwangere Desfred, wie sie einem Van von Gilead davongefahren wird. Wohlwissend, dass ihr und Hannahs Wohlergehen davon abhängen, ob sie das Kind für die Waterfords austrägt.
Die Republik Gilead: Strukturen & Ideologie[]
Die Überzeugung[]
Stück für Stück erfahren wir mehr über die mysteriösen Hintergründe des theokratischen Staates Gilead, der nach dem Umsturz der bestehenden US-Regierung gegründet wurde. Die Drahtzieher rund um die Söhne von Jakob sind überzeugt davon, dass alles Schlechte wie Kriege, Hungersnöte, Umweltkatatrophen und insbesondere die steigende Unfruchtbarkeit der Frauen, Strafen Gottes sind. Um ihn zu besänftigen und eine neue Ordnung herzustellen, erdachten sie das streng-hirarchische System, in welchem jeder „ungöttliche” Mensch - wie Homosexuelle, Wissenschaftler und schlicht alle Andersgläubigen - verfolgt und oft mit dem Tode bestraft werden. Dabei ist schwer zu sagen, ob die erwähnte Zwangsarbeit in den „Kolonien” dem Tod durch Erhängen vorzuziehen ist. Die Überlebenschancen bei Giftmüllarbeiten sind nur gering und mit großen Qualen verbunden, wie man sich unter den Mägden erzählt. Man hört auch immer wieder von Kriegen gegen Aufständische in Teilen des Landes und damit verbunden Lebensmittelverknappungen.
Die Struktur[]
Ein grundlegende Element von Gileads Struktur ist, dass die Unfruchtbarkeit vieler Frauen aus wichtigen und einflussreichen Häusern damit kompensiert wird, dass man alle gebärfähige Frauen des Landes gewaltsam gefangen nimmt und diese dann von den Hausherren sexuell benutzt werden, um ihre Kinder auszutragen. In dieser Rolle sichern die Frauen gezielt den Fortbestand der für den Staat wichtigsten Familien des Landes.
Gilead hat ein streng hirarchisches System, in dem der Mann prinzipiell über der Frau steht. Die hochrangingen Männer, stehen dabei gesellschaftlich an der Spitze und haben diverse Privilegien, wie beispielsweise das Anrecht auf Bedienstete (Marthas genannt) und eine Magd. Ihre Ehefrauen stehen deutlich unter ihnen, sind aber ebenfalls geachtete Mitglieder der Gesellschaft und oft ebenfalls einflussreich.
„Mayday” - Der Aufstand der Rebellen[]
Immer wieder hört man in heimlichen Gesprächen von Aufständen in anderen Teilen des Landes und auch Desfred wird eines Tages ganz unerwartet von Desglen auf die Untergrundorganisation „Mayday” angesprochen. Die beiden wurden einander zugeteilt, um zusammen Einkaufen zu gehen und sich gegenseitig zu kontrollieren. Desfred hielt nie viel von der zurückhaltenden und sehr steifen Magd, doch schnell findet sie heraus, dass dies nur eine Tarnung ist und die lesbische Frau bei „Mayday” gezielt gegen Gilead kämpft. Die Mitglieder der Gruppe selbst wissen kaum, wieviele Rebellen es gibt und beschränken ihre Kommunikation generell auf das nötigste, um im Falle einer Gefangennahme nicht erpressbar zu sein und den „Augen” (die Spione Gileads) wenig Angriffsfläche zu bieten. Gilead versucht, die Existenz der Gruppe möglichst totzuschweigen, damit die Bürger nicht dazu ermutigt werden, dem Aufstand beizutreten.
Die Waterfords[]
Desfred wird als Magd von Commander Fred und seiner Frau Serena Joy verpflichtet. An verschiedenen Stellen erfährt man, dass beide an der Konzeption von Gilead beteiligt waren und auch nach dem Regierungssturz sehr einflussreich sind. Serena sprach schon vor der Übernahme des Landes in der Öffentlichkeit über ihr stark umstrittenes Buch „Der Platz der Frau” (A Woman's Place) und war somit eine ideologische Vorreiterin der Unterdrückung der Frau. Commander Fred unterstützt seine Frau dabei. Dennoch wirkt ihr Verhältnis angespannt. Fred überschreitet immer wieder Grenzen, die bei einer Magd einzuhalten sind. Er flirtet regelrecht mit Desfred, verbringt verbotenerweise heimlich Zeit mir ihr und geht sogar mit ihr in ein Bordell, um sich zu vergnügen.
Die Rollen der Frau: Ehefrauen & Mägde[]
Die wachsende Anzahl unfruchtbarer Frauen stellt in der Welt von „The Handmaid's Tale” ein großes gesellschaftliches Problem dar und wird von Gilead gelöst, indem gebährfähige Frauen gezielt sexuell instrumentalisiert werden. Dabei basieren die Regeln der Anhänger der „Söhne von Jakob” auf frei interpretierten Bibelstellen und auch der systematische Handel mit den wenigen verbleibenden fruchtbaren Frauen wird dadurch legitimiert, dass schon in Genesis 30,3 steht: „Da ist meine Magd Bilha. Geh zu ihr! Sie soll auf meine Knie gebären, dann komme auch ich durch sie zu Kindern“. Nach diesem Leitsatz ist es das Ziel des Hausherren, die Magd rituell zu befruchten und durch sie seine Nachfahren zu sichern. Das Kind wird der Magd nach der Geburt sofort genommen. Kinder aus dem vorherigen Leben der Magd werden ihr bereits gewaltvoll entrissen, bevor sie einem Haus zugeteilt wird. So wurde beispielsweise auch Desfreds Tochter Hannah zur Adoption freigegeben.
Die Magd muss ihren alten Namen ablegen und trägt den Namen ihres Hausherren. Da Desfred dem Haus des Commanders Fred zugeteilt ist, ist sie die Magd „des Fred”, was zu Desfred wird. So werden alle Mägde, wie auch Desglen oder Desjohn, komplett ihrer eigenen Identität beraubt und gänzlich zu einem Gebrauchsgegenstand.
Die Zeremonie[]
In der Zeromonie wird der sexuelle Akt, wie schon in der Bibelstelle beschrieben, durchgeführt. Die Magd wird auf dem Bett, mit dem Kopf auf dem Schoss der Frau und vor dem Mann platziert. Einem streng strikten Ablauf folgend, missbraucht der Hausherr sie regelrecht rituell, um durch sie einen Nachffahren zu gebähren. Für die Mägde bedeuten das Wissen um die regelmäßig drohende Zeremonie, die damit verbundenen Vorbereitungen und das Warten bis es soweit ist, wahre Folter. Intime Momemnte zwischen dem Mann und seiner Frau sind komplett untersagt und rein dem sterilen monatlichen Akt zwischen Hausherr und der Magd vorbehalten, da Sex ausschließlich der Fortpflanzung zu dienen hat.
Was erwartet uns in Staffel 2?[]
Die aktuelle Situation könnte für Desfred kaum schlimmer sein: Ihr oberstes Bestimmungsziel als Magd ist zwar mit ihrer Schwangerschaft erreicht, jedoch ist Nick, der Fahrer der Waterfords der Vater und dieser ist zudem ein Spion von Gilead. Zudem überschreitet Commander Fred immer wieder Grenzen und kommt Desfred zu nahe, was nicht nur verboten ist, sondern auch die Wut der Hausherrin Serena schürt - welche sie natürlich direkt an Desfred auslässt. Die einzigen beiden neuen Lichtblicke in Desfreds Leben sind, dass ihre Tochter scheinbar wohlbehalten lebt und auch ihr Mann nach Kanada flüchten konnte. Und diese beiden Lichtblicke am düsteren Horizont entfachen neuen Mut in ihr.
Wir haben tausende Fragen: Wird der Aufstand erfolgreich sein? Kann Desfred den Waterfords ein gesundes Kind gebären und damit Serena milde stimmen? Wird Desfred Hannah endlich in die Arme schließen können und vielleicht auch nach Kanada fliehen können?